Gut zu lesen

Literaturempfehlungen

Hier ein paar Hinweise auf von mir häufig empfohlene oder einfach nur gut gefundene Literatur:

Achtsamkeit

Wilker, Jessica
Das Einmaleins der Achtsamkeit: vom täglichen Umgang mit alltäglichen Gefühlen.
Berlin: Theseus 2004. – ISBN: 3-8962-0228-6

Ich bin eigentlich kein großer Fan von 1 x 1 – Büchern – hier mache ich eine Ausnahme. Das Buch ist als 7-Tage-Programm konzipiert, ich selbst empfehle fast immer, daraus ein 7-Wochen-Programm zu machen, also die Aufgabe am Ende eines jeden Kapitels erst eine ganze Woche lang zu üben, bevor man weiterliest. Letzteres ist wichtig, denn das Weiterlesen bringt einen nur durcheinander, weil die Übungen aufeinander aufbauen. Fast noch besser als das Buch gefällt mir das Hörbuch, das Suzanne von Borsody vorliest. Durch ihre Stimme bekommt das Buch und mit ihm die Übungen etwas Alltägliches – und so sollte es meiner Meinung nach sein.

Weiss, Halko; Harrer, Michael E. und Dietz, Thomas
Das Achtsamkeitsbuch.
Stuttgart: Klett-Cotta 2010. – ISBN: 978-3-608-94558-4

Ein Buch für Fachleute und interessierte Laien. Es enthält neben vielen praktischen Übungen auch viele Querverweise in die Theoriebildung und zur Forschung, wobei die Autoren die für die „Fachleute“ gedachten Passagen farblich abgesetzt haben und man sie beim Lesen durchaus auch überschlagen kann, wenn man will.

Heidenreich, Thomas und Michalak, Johannes (Hrsg)
Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie – Ein Handbuch.
Tübingen (dgvt-Verlag) 2006. – ISBN 978-3-87159-060-3

Ein Handbuch, das heute zum Standard für jeden Wissenschaftler gehört, der sich intensiver mit dem Achtsamkeitsthema auseinandersetzen will. Mich persönlich freut daran, nicht nur viele, wissenschaftliche Artikel darin zu finden, sondern auch je einen Aufsatz von Thich Nhat Hanh – einem Zen-Meister aus Vietnam – und von Loden Sherab Dagyab Rinpoche, der dem tibetischen Buddhismus zuzuordnen ist.

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Selbsthilfeliteratur

Lazarus, Arnold A. und Lazarus, Clifford N.
Der kleine Taschentherapeut
Klett Cotta 2004. ISBN 978-3-423-34315-2 5

Lazarus, Arnold und Fay, Allen
Ich kann, wenn ich will
Klett Cotta 2011. ISBN: 978-3-608-94682-6

Kaum ein Verhaltenstherapeut hat sich neben seiner intensiven wissenschaftlichen Arbeit so um das Thema Selbsthilfe bemüht wie Arnold Lazarus. Alle seine Selbsthilfebücher sind wissenschaftlich fundiert und trotzdem gut lesbar. Der amerikanische Professor für klinische Psychologie gibt hier alltagstaugliche Hinweise zur Selbsthilfe, für deren Umsetzung die 60 Sekunden, die einer der Untertitel verspricht, allerdings nicht immer reichen…

Lazarus, Arnold
Fallstricke der Liebe
Stuttgart (Klett Cotta) 2000. ISBN-13: 9783608919189

Ich war etwas verwundert, bei Lazarus ein Buch für Paare zu finden, verstehen sich doch die meisten Verhaltenstherapeuten eher als Einzeltherapeuten. Der Ansatz bleibt denn allerdings eher auf individuelle Veränderung gerichtet: Lazarus nimmt typische Irrtümer über gute Partnerschaft aufs Korn, deren Veränderung dem Leser oder der Leserin nahegelegt wird. Paaren oder Menschen, die ihre Einstellung zu ihrer Beziehung überprüfen wollen, sehr zu empfehlen.

Parks, Tim
Die Kunst, still zu sitzen
München (Kunstmann) 2010 ISBN 978-3-88897-680-3

Dieses Buch von Parks ist eigentlich kein Selbsthilfebuch, sondern eher ein Bericht über einen Entdeckungsprozess: geplagt von chronischen Schmerzen entdeckt der Autor allmählich, dass der Körper ihm etwas zu sagen hat, was er bislang nicht hören wollte – und erfährt, dass sein Körper Recht hat…

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Zen und Kriya-Yoga

Viallet, Francois-A.
Einladung zum Zen.
Olten (Walter) 1975. – ISBN 3-530-89960-7

Ein Buch meines Zen-Lehrers, den ich 1972 kennenlernte und der bis zu seinem Tod 1977 meine Übungen begleitete, vor allem in den Sesshins, aber auch durch seine Literatur. Ein Buch, das ich für den, der sich über Zen und Zen-Praxis orientieren will, für gut geeignet halte, zumal Viallet aus der Sicht des Europäers für Europäer schreibt. Er hat dieses Buch seinem Lehrer gewidmet, von dem das folgende, von Viallet ins Deutsche übersetzte Buch stammt:

Uchiyama Roshi, Kosho
Weg zum Selbst – Zen-Wirklichkeit.
Weilheim (O.W.Barth) 1973. – ISBN 3-87041-265-8

Eine Einführung in den Zen-Buddhismus und seine meditiative Praxis, einfach geschrieben, unprätentiös, gerade, direkt – einfach gut zu lesen. Kosho Uchiyama Roshi hat seinerseits die Lehrreden seines Meisters Kodo Sawaki gesammelt und veröffentlicht, die demgegenüber ziemlich starker Tobak sind:

Sawaki, Kodo
An Dich- Zen-Sprüche.
Frankfurt (Angkor) 2005. – ISBN 3-936018-40-5

Hier schreibt ein Zen-Meister der alten Schule: gnadenlos direkt haut er seinen Zuhörern (es sind ja Lehrreden gewesen) ihre Strategien um die Ohren, mit denen sie sich am Fortkommen hindern. Kein sympathischer,  nachsichtig lächelnder Lehrer auf den ersten Blick, sondern einer, für den etwas abgewandelt ein Satz von Karl Abraham stehen könnte: entweder meine Schüler mögen mich am Ende oder ich habe sie weitergebracht. Wer sein Zen-Studium allerdings sehr ernst nimmt und bereit ist, sich bei der Lektüre ertappt zu fühlen (oder gar rot zu werden) – der ist hier richtig.

Enomiya-Lassalle, Hugo M.
Zen-Unterweisung.
München (Kösel) 1987. – ISBN 3-466-20285-X

Einer meiner christlichen Zen-Lehrer, der als Jesuit ein Zen-Kloster in Japan leitete und von den buddhistischen Kollegen ebenso als „Meister“ anerkannt wurde wie ein japanischer Meister. Das Buch versucht neben Hinweisen zur Praxis des Zen eine Verbindung von Buddhismus, Psychologie der Meditation und christlicher Weltanschauung.

Reps, Paul
Ohne Worte, ohne Schweigen – 101 Zen-Geschichten und andere Zen-Texte aus vier Jahrtausenden.
München (O.W.Barth) 2003. – ISBN 978-3-426-29162-7

Mein Lieblingsbuch über Zen! Kurze, knappe Geschichten, die den Geist den Zen gut vermitteln. Dem Zen zugeordnet wird allerdings im Anhang des Buchs ein viel älterer Text, der als „Urtext“ des Tantra-Yogas gilt und dessen Alter auf mehr als dreitausend Jahre geschätzt wird, das sogenannte Vijnana Bhairava. Ich nehme das als Beleg dafür, wie nahe sich der tantrische Kriya-Yoga und das Zen sind. Mit dem Vijnana Bhairava setzen sich die beiden nächsten Bücher auseinander.

Bäumer, Bettina
Vijnana Bhairava – Das göttliche Bewusstsein – 112 Weisen der mystischen Erfahrung im Sivaismus von Kashmir.
Grafing (Adyar) 2004. – ISBN 3-89427-241-4

In diesem sehr anspruchsvollen Werk setzt sich die Salzburger Professorin für interkulturelle Theologie mit dem alten Text auseinander und bringt ihn als große Kennerin alter Schriften zum spirituellen Yoga dem westlichen Leser nahe. Lesbarer, ausführlicher, aber weniger auf wissenschaftlich genaue Interpretations ausgerichtet ist der folgende Kommentar:

Osho
Das Buch der Geheimnisse – 112 Meditationstechniken zur Entdeckung der inneren Wahrheit.
München (Goldmann-Arkana) 2009. – ISBN 978-3-442-33847-4

Wieder eine Sammlung von Lehrreden, die anders als die von Kodo Sawaki viel Verständnis für psychische Prozesse aufbringen. Allerdings ein dickes Buch, das ich persönlich zwar immer mal wieder zur Hand nehme, von dem ich aber selten mehr als ein Kapitel zur Zeit lese.

Patanjali
Die Wurzeln des Yoga
München (Barth) 2005. -10: 3502611165

Es gereicht der schon erwähnten Bettina Bäumer ebenso wie dem Herausgeber P.Y. Deshpande zur Ehre, dass sie nicht ihre kommentierende Leistung, sondern den Autor dieses grundlegenden Werks als Autor bestehen lassen. Die Texte von Patanjali gelten zu Recht als Grundlage aller (1) Yoga-Systeme. Für den europäischen Leser, der die Kultur, aus der das Yoga erwachsen ist, nicht kennt, wird der komplizierte und oft schwer zugängliche Text durch die Kommentare Bettina Bäumers und des Weggefährten Mahatma Gandhis zwar zu keiner leichten, aber doch genießbaren Kost.